Burnout: Sachliche Aufklärung, ein Gebot der Stunde

Das Thema Burnout wird in letzter Zeit in allen Medien mit hoher Dynamik diskutiert. Die Spannweite der Diskussion reicht von völliger Negierung der Relevanz des Burnouts als psychische Erkrankung bis hin zur Warnung vor einer bisher übersehenen, tickenden Zeitbombe. Es muss endlich damit Schluss  gemacht werden, dass vom Begriff „Burnout“ weiterhin unwissenschaftlich und unkritisch Gebrauch gemacht wird und damit alle Störungen erklärt werden, die im Zusammenhang mit Arbeits-belastung stehen. Sachliche, wissenschaftsorientierte Aufklärung, zeit- und fachgerechte Unterstützung für Burnout-Betroffene ist das Gebot der Stunde.

Personalverantwortliche müssen die Ersten sein, wenn es darum geht, die Themen Stress und Burnout zu enttabuisieren

Die Herausforderung in der Stress- und Burnout-Prävention besteht aber darin, jene Personen rechtzeitig zu erfassen, die tatsächlich Burnout-gefährdet sind. Durch das wissenschaftliche Testverfahren Meaningful Occupation Assessment Burnout Screening MOA-SCR, das auch an Burnout-Kliniken eingesetzt wird, kann Burnout bzw. chronische Stressbelastung frühzeitig erkannt werden. Der Test zeigt an, wie stark Burnout begünstigende Persönlichkeitseigenschaften ausgeprägt sind.

Stress Marke „Eigenbau“ reduziert das Erleben von Sinn am Arbeitsplatz

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei Stress Marke „Eigenbau“ um selbst verursachten Druck, der auf verinnerlichte Denk-, Fühl-  und Verhaltensmuster zurück-zuführen ist, die persönlichkeitsbedingt sind und  tendenziell das Selbstwertgefühl vermindern.

In Situationen, wo Menschen unbewusst ihr Selbstwertgefühl bedroht sehen, fühlen sie sich abgewertet, überfordert und jagen dann einem überzogenen Ideal-Ich nach: „Man“ muss jetzt Stärke zeigen, alles richtig machen, jedem entgegenkommen, damit „man“ akzeptiert wird, „man“ darf keine Zeit verlieren und vor allem – „man“ muss das Beste geben. Das erzeugt nicht nur Druck, sondern demotiviert systematisch. Das wissen die wenigsten Führungspersonen, weil sie selber oft von  diesem Stress Marke „Eigenbau“  getrieben sind und diesen als normal erleben. Ja noch mehr: Diese Stressverstärker werden noch als „motivierend“ erlebt. So ist es nicht verwunderlich, dass einerseits unwissenschaftlich behauptet wird, dass Stress gesund sei und andererseits wird regelmäßig auf Studien hingewiesen, die belegen sollen, dass Stress im Arbeitsleben konstant im Ansteigen ist.
Aus fachlicher Sicht sind Bedenken gerechtfertigt. Unsere Studienergebnisse (N = ca.  2000) aus der Praxis belegen: Die meisten,  zwischen 70 und 80 Prozent, verspüren natürlich Stress, können damit aber in der Regel situationsangepasst umgehen. Bei etwa 15 bis 20  Prozent ist die Beanspruchung durch Stress eindeutig stärker ausgeprägt, sodass ein arbeitspsychologisch fundiertes Persönlichkeits-Coaching notwendig wäre. Bei ca. 5 bis 10  Prozent sind die persönlichkeitsbedingten, stressfördernden Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster aber so dominant, dass auch gut durchdachte organisatorische Maßnahmen auf der Verhältnisebene (Organisationsablauf, Schnittstellenproblematik) nicht mehr ausreichen, damit diese Mitarbeiter(innen) das Gefühl haben, weniger Stress zu spüren

Was Personalverantwortliche wissen müssen

Burnout ist ein komplexer Prozess. Ärztliches, psychologisches und psychotherapeutisches Wissen ist gefragt.
Burnout auf schlechtes Arbeitsklima, Leistungsstress, Mobbing, psychische oder familiäre und persönliche Probleme zu reduzieren ist unsachlich, auch wenn dies von der Presse oder von TV-Talksendungen unreflektiert kolportiert wird.

Ein schnell eingeschobener Wellness-Urlaub, ein Fitness-Training oder ernst gemeinte Hilfsangebote seitens der Arbeitgeber wie z.B. Kommunikationstrainings können, richtig eingesetzt, Gutes bewirken.
In der Regel werden damit aber nur die Symptome bekämpft.
Burnout kann nur dann nachhaltig verhindert werden, wenn die Burnout-fördernden Denk-, Fühl– und Verhaltensmuster lebensdienlich beseitigt werden.

Was Personalverantwortliche tun können

  • Burnout den richtigen Stellenwert geben. Keine Überbewertung – keine Unterbewertung.
  • Fachwissen erweitern. Beratung und Begleitung durch Fachpersonen (Medizin, Psychotherapie, Arbeitspsychologie) in Anspruch nehmen ist ein Zeichen von Fach- und Sozialkompetenz.
  • Zur (Eigen-)Verantwortung herausfordern: Mitarbeiter(innen), Personalvertreter(innen).
  • Wissenschaftliche und praxiserprobte Testverfahren einsetzen, die nicht nur verhältnis- und verhaltensorientierte Prozesse erfassen können, sondern auch klinische Erkenntnisse eines Burnout-Prozesses berücksichtigen.

Wir helfen Ihnen dabei, Burnout frühzeitig zu erkennen und zu verhindern, Bevor es zu spät ist.